Foto eines Hanfblatts im Detail

Cannabis-Anbau im Verein

Der Anbau von Cannabis im Rahmen von Anbauvereinigungen und Cannabis Social Clubs kann und soll unmittelbar nach der Legalisierung beginnen. Bis es soweit ist, geben wir dir einen ersten Überblick zu den Anbaumethoden. In Zukunft sind weitere Beiträge geplant, die sich mit den Details der jeweiligen Anbauarten, Pflanzenpflege und biologischen Hintergründen beschäftigen. Denn damit Cannabis Anbau im Verein gelingt, müssen viele einzelne Faktoren beachtet werden.

Die Wahl der Anbauart beeinflusst nicht nur die Qualität und Quantität der Ernte, sondern auch den ökologischen Fußabdruck und die Kontrollmöglichkeiten über den Anbau.

Outdoor-Anbau:

Für viele Cannabissorten ist auch die Outdoor-Kultur geeignet. Sie ist eine der ältesten Anbaumethoden und ihre Geschichte reicht Jahrtausende zurück. Der Fokus liegt darauf, einen passenden Anbauort zu wählen und dort die Pflanzen zu setzen, während die Natur – Licht, Temperatur, Nährstoffe, Feuchtigkeit und andere Umweltfaktoren – den Rest erledigt.

Beim kontrollierten Anbau im Freien müssen Pflanzen den Elementen und eventuellen Schädlingen standhalten. Die vergleichsweise niedrigen Kosten pro Quadratmeter kombiniert mit den hohen Erträgen pro Pflanze sind Vorteile des Outdoor-Anbaus. Jedoch ist der Anbau in Deutschland nicht ganzjährig, sondern nur saisonal möglich. Wetterbedingungen und begrenzte Anbaumöglichkeiten hierzulande sowie die Implementierung eines tragbaren Sicherheitskonzepts sind dabei ebenfalls große Herausforderungen für Cannabis Social Clubs, die im Freien anbauen möchten.

Diplom-Agrarbiologe Alberto Manasse Laginha beschreibt in seinem Artikel “High-Tech-Anbau von Cannabis”, dass sich der Anbau im Freien durchaus für die Herstellung von Extrakten lohnen könne. Bezüglich des Anbaus von Blüten und der Notwendigkeit einer hohen Konsistenz des Produkts hinsichtlich der Wirkstoffe verweist er auf die unzureichende wissenschaftliche Erforschung der Eignung des Outdoor-Anbaus im medizinischen Cannabisbereich.

“Ob sich der Feldanbau eignet, um Cannabisblüten herzustellen, die von Charge zu Charge Cannabinoide in einem sehr engen Gehaltsbereich bilden, wurde wissenschaftlich noch nicht ausreichend untersucht. Wird das Pflanzenmaterial jedoch zur Isolierung von Reinsubstanzen wie CBD und Dronabinol verwendet oder zu Zubereitungen wie Extrakten weiterverarbeitet, ist der Anbau von Arzneipflanzen auf dem Feld, besonders aus wirtschaftlichen Gründen, eine interessante Option.”

Alberto Manasse Laginha: High-Tech-Anbau von Cannabis, DAZ 2018, Nr. 21, S. 36, 24.05.2018

Gewächshaus-Anbau:

Die Greenhouse-Methode ist eine Hybridform zwischen Indoor- und Outdoor-Anbau, die die Vorteile beider Ansätze vereint. Gewächshäuser bieten Kontrolle über Umweltfaktoren wie Temperatur und Feuchtigkeit, während sie gleichzeitig von natürlichem Licht profitieren. Diese Methode ermöglicht eine verlängerte Anbausaison gegenüber dem Outdoor-Anbau und bietet eine gewisse Konsistenz bei den Ernteerträgen. Die Auswahl der Cannabissorten und Teile der benötigten Ausrüstung ähneln dabei oft den anderen Methoden.

Diese Methode ist umweltfreundlich, bietet ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis und ermöglicht eine zügige Ernte. Der Züchter behält die Kontrolle über die Anbauumgebung und kann dennoch die Vorteile der Natur nutzen, um ein schnelles Wachstum zu gewährleisten.

Natürliches Licht bietet Vorteile, jedoch bringt die Abhängigkeit von Jahreszeiten auch hier gewisse Nachteile mit sich. Für einen ganzjährigen Betrieb sind Gewächshäuser aufgrund von wirtschaftlichen Faktoren in der kalten Jahreszeit je nach Bauart nur bedingt geeignet. Eine gleichbleibende Qualität bei Kontrolle aller wichtigen Umweltfaktoren ist in ihnen nicht so konsistent umsetzbar wie beim Indoor-Anbau, da die Naturfaktoren, wie vor allem die Menge an Licht, im Laufe des Jahres variieren.

Oft wird diesem Umstand entgegengewirkt, indem zusätzliches künstliches Licht verwendet wird und die Gewächshäuser beheizt werden. Dadurch steigen die Kosten pro Quadratmeter Anbaufläche an und können sich, je nach Intensität dieser Maßnahmen, den Werten einer Indoor-Anlage in der kalten Jahreszeit annähern.

Indoor-Anbau:

Foto von Cannabispflanzen in Töpfen

Beim Indoor-Grow wird Cannabis in geschlossenen Räumen kultiviert. Alle Cannabissorten können im Indoor-Anbau wachsen. Die genauen Anforderungen variieren je nach Sorte.

Der Indoor-Anbau erlaubt volle Kontrolle über die Umgebung. Präzises Management der Anbauumgebung bezüglich Licht, Temperatur, Feuchtigkeit und Nährstoffen sichert eine qualitativ hochwertige Ernte. Möglich sind ein hoher Ertrag und mehrere Erntezyklen pro Jahr.

Eine verbesserte Hygiene durch die Kontrolle von Zu- und Abluft verringert bei dieser Methode zusätzlich das Risiko der Ausbreitung von Bakterien und Pilzsporen, die für die Wurzeln, Blätter und Blüten von Cannabis schädlich sein können. Das Risiko eines Schädlingsbefalls wird ebenfalls reduziert.

Ein weiterer Vorteil von geschlossenen Produktionsanlagen ist, dass durch Schleusensysteme und ein entsprechendes Qualitätssicherungssystem sehr hohe Hygienestandards eingehalten werden können. Dadurch können das Risiko von Kontamination und die Ausbreitung von Pflanzenschädlingen und -krankheiten erheblich verringert und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ein Minimum reduziert werden oder sogar ganz entfallen.

Alberto Manasse Laginha: High-Tech-Anbau von Cannabis, DAZ 2018, Nr. 21, S. 36, 24.05.2018

Eine möglichst gleichbleibende Qualität der Cannabis-Blüten ist aufgrund der Schaffung von optimalen Wachstumsbedingungen bei dieser Anbauvariante am besten erreichbar.

Der größte Nachteil von Indoor-Anlagen besteht jedoch in den hohen Kosten pro Quadratmeter. Die Anzahl der geeigneten Flächen ist zudem, vor allem in urbanen Gebieten, sehr begrenzt.

Schlussfolgerung

Die Wahl der Anbauart hängt von verschiedenen Faktoren ab: den Zielen des Anbaus (medizinische Nutzung, Freizeitgebrauch oder wissenschaftliche Forschung), den verfügbaren Ressourcen (Finanzen, Raum, Wissen) und den rechtlichen Rahmenbedingungen. Bei medizinischem Cannabis ist die Konsistenz und Qualität der Ernte von höchster Bedeutung, während für den Freizeitgebrauch oft auch die Qualität, aber auch andere Faktoren wie zum Beispiel Kosten und Erträge, weiter im Vordergrund stehen.

In den letzten Jahren hat sich der Fokus auf nachhaltigere Anbauweisen verlagert. Effizienzsteigerung, Energieeinsparung und ökologische Verträglichkeit werden zunehmend wichtiger, da die Legalisierung von Cannabis in vielen Regionen der Erde voranschreitet und die Branche wächst.

Alberto Manasse Laginha verweist auf die entscheidenden Faktoren, die mit Einschränkungen auch auf den Cannabisanbau zu Genusszwecken anwendbar sind. Im Arzneimittelbereich wird in Deutschland aufgrund der Regulierbarkeit der Umweltfaktoren der Anbau in geschlossenen Räumen bevorzugt:

“Werden z. B. Cannabisblüten direkt nach dem Zerkleinern zur Inhalation mit einem Verdampfer angewendet, sollten die Cannabinoidgehalte von Charge zu Charge nicht stark schwanken.

Um Cannabisblüten zu produzieren, die Cannabinoide in einem definierten Gehaltsbereich enthalten, war der Anbau in geschlossenen Räumen bisher der Goldstandard. In diesem Anbausystem können sämtliche Umweltfaktoren präzise reguliert und pflanzliche Drogen mit dem höchsten Standardisierungsgrad erzeugt werden.”

Alberto Manasse Laginha: High-Tech-Anbau von Cannabis, DAZ 2018, Nr. 21, S. 36, 24.05.2018

Qualitätssicherung und Bedarfsdeckung sind entscheidende Faktoren für Cannabis Social Clubs. Missernten könnten den Verein gefährden. Aufgrund der Kontrollmöglichkeiten erscheint der Indoor-Anbau, insbesondere in Städten, als die vernünftigste Variante für Anbauvereinigungen. Eine detaillierte Analyse der benötigten Anbauflächen in Abhängigkeit von der Mitgliederzahl und dem daraus entstehenden Bedarf sowie den örtlichen Standortfaktoren ist hier unbedingt erforderlich.

Die Entscheidung für eine bestimmte Methode erfordert eine sorgfältige Abwägung der Vor- und Nachteile in Bezug auf Qualität, Ertrag, Kosten und Umweltauswirkungen. Denn nicht nur die Pflanzen müssen wachsen, damit der Cannabis Anbau im Verein gelingt.

Bildquellen