Düsseldorf ist nicht Berlin – und das ist auch gut so. Kleiner, ruhiger, entspannter, dafür nicht weniger interessant. Bei der diesjährigen Cannafair Messe in der Mitsubishi Electric Hall Düsseldorf war das nicht anders. Trotz 250 Ausstellern und einem Rekord mit 20.000 BesucherInnen, blieb alles in geordneten Bahnen. Die MesseveranstalterInnen können sich zu Recht über ein gelungenes Event freuen. Frust, Kommunikationsausfall und stundenlanges Schlangestehen gab es bei bei der Cannafair nicht. Stattdessen gab es ausreichend Raum und Zeit für fachliche Gespräche mit engagierten AkteurInnen aus der Szene und entspanntes Flanieren über das Messegelände.
Vorbild für Europa
Und auch wenn der Jubeltag am 01. April schon ein Stück zurückliegt, war natürlich überall noch die Freude und Erleichterung über die Entkriminalisierung spürbar. Aber gerade auch internationale Aussteller mit jahrzehntelanger Erfahrung warten ungeduldig auf den deutschlandweiten Start des gemeinschaftlichen Anbaus. Die Praxiserfahrungen und mögliche Vorbildwirkung werden in Österreich, Tschechien und den Niederlanden gebannt erwartet. Im Austausch mit den vielen Messegästen wurde erneut sichtbar, dass Legalisierung nicht gleich Legalisierung ist. Insbesondere BesucherInnen aus Kanada und den USA können von anderen Erfahrungen aus der Heimat berichten. Und die deutsche Lösung mir ihren vielen kleinteiligen Regelungen und Sondervorgaben sorgt immer noch für viele Unklarheiten und offene Fragen. Denn es macht schon einen Unterschied, ob man Cannabis einfach so im Supermarkt kaufen kann oder ob man Bußgelder fürchten muss, wenn man versehentlich in Sichtweite eines Sportplatzes konsumiert.
Zucht mit Leidenschaft
In unseren vielen Gesprächen mit Herstellern und Partnern haben wir uns sehr gut beraten gefühlt und konnten das Konzept Anbauvereinigung erfolgreich vermitteln. Auch die bisherigen Ergebnisse der privaten Anbauversuche konnten die ExpertInnen auf der Messe überzeugen. Dabei wurde immer wieder auch klar, dass Cannabisanbau mehr ist als nur das Pflanzenwachstum. Es ist eine Kulturtechnik. Diese zu meistern, benötigt Hartnäckigkeit, Ausdauer, Erfahrung und einen Wissensschatz von Jahrzehnten. Die Leidenschaft für Zucht und Anbau ist für viele auch eine Entscheidung für ein Lebensthema. Mit allen Höhen und Tiefen, mit Enttäuschungen und Chancen. Und genau diese gilt es weiter zu nutzen.
Typisch Deutsch
Doch dafür ist nicht weniger als ein tiefgreifender kultureller Wandel in Bezug auf Cannabis notwendig. Die verhärteten gesellschaftlichen Vorurteile und Missinformationen müssen beseitigt und ein faktenbasiertes Wissen zu Pflanze, Konsum, Rausch und Risiken geschaffen werden. Dieses neue Wissen im Alltag aber auch anzuwenden, ist jedoch nicht nur Aufgabe von KonsumentInnen, sondern von LehrerInnen, Ärztinnen, Polizistinnen und Mitarbeitenden von Ämtern und Ministerien. Das kostet nicht nur Zeit und Geld, sondern braucht auch Ruhe, Ordnung und einen Plan. Die Cannafair Messe Düsseldorf hat deutlich gemacht, dass es auch ohne Stress, Chaos und Skandale geht.
Die Mary Jane in Berlin war das Fanal. Ein Zeichen für die Zeitenwende hin zu einer aufgeklärten Drogenpolitik. Die Cannafair in Düsseldorf war der notwendige nächste Schritt in eine neue Normalität. Vorausschauend geplant und hervorragend umgesetzt. Das hätte man sich so auch vom CanG gewünscht.
Bildquellen
- Rheinkniebrücke_zur_blauen_Stunde,_Düsseldorf_-_0131: Anil Öztas