Der Winter war hart. Ein Heizungsausfall, eine Vermieterinsolvenz und eine Bundestagswahl begleiteten den Leipziger Anbauverein durch die Wochen des ersten Cannabisanbaus seit der Entkriminalisierung im April 2024. Es waren Wochen der Anspannung, der Erschöpfung und der Geduld. Doch am Ende hat es sich für die über 130 Mitglieder gelohnt. Der erste legale Cannabisanbau in Leipzig war erfolgreich und die Ernte ist eingebracht. Was als Samen begann, ist nun zur Blüte gereift.
Frühlingszeit ist Erntezeit
Und allen Widrigkeiten zum Trotz, konnten am 21. Februar die ersten Pflanzen geerntet werden – ein historischer Moment für die Mitglieder, den Verein und die Stadt. Aus acht Sorten und über 80 Pflanzen sind mehrere Kilo Ernte zusammengekommen. Knapp tausend Stunden ehrenamtliches Engagement schätzt Vorstand Tobias Streng nur für den Anbau von November bis Februar. Hinzu kommen allein für den Blütenschnitt über 160 Stunden Handarbeit. Eine Mammutaufgabe, die der Verein nur dank der unermüdlichen Unterstützung der Mitglieder bewältigen konnte.
Insgesamt 8 Sorten hat der Verein angebaut und geerntet. Dazu zählen Strains von Greenhouse wie Super Lemon Haze, White Widow, Kings Juice und Fullgas. Sorten von Humboldt, darunter OG Kush und California Octane. Von Kannabia sind Rainbow Sherbet 11 und Sativa Dream.
Nach der Ernte ist vor der Ernte
Für die Laboruntersuchung warten die sächsischer Anbauvereine jedoch weiterhin auf umfassende Angebote im Freistaat. Stattdessen lassen die Greenkeepers ihre Ernte nun im bayerischen Wolnzach auf Cannabinoid-, Terpen- und mögliche Umweltbelastungen testen. Tobias Streng ist bereits jetzt mit der Qualitätsanmutung zufrieden: „Schon im Anbau haben wir mit umfangreichen Hygiene- und Schutzmaßnahmen die gesetzlichen Vorgaben übertroffen. Zusätzlich werden die Laborergebnisse uns aber nicht nur Aufschluss über die genaue Zusammensetzung geben, sondern auch die Grundlage für eine fundierte Sortenberatung bilden.“
Positive Signale
Angst vor einer Rücknahme des Gesetzes durch die neue Bundesregierung hat der Leipziger Anbauverein indessen nicht. Erst am 19. März konnten sich mehrere VertreterInnen von der Landesdirektion Sachsen vom praktischen Vereinskonzept der erfolgreichen Umsetzung der gesetzlichen Regelungen überzeugen. Neben der LDS samt Präsident Béla Bélafi, waren auch Präventionsstellen der Stadt Leipzig und der ehemalige Landwirtschaftsminister Wolfram Günther vor Ort.
Auch anderswo in Deutschland beweisen die Anbauvereine, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden wollen. Und etwas allgemeine Entspannung hat das Gesetz bisher auf jeden Fall gebracht, findet auch Vorstand Sebastian Koch: „Alle bisherigen Signale zur Entkriminalisierung sind eher positiv. Wir warten auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation. Aber bis dahin konzentrieren wir uns auf den nächsten Anbau und freuen uns über die Ergebnisse unserer gemeinsamen Arbeit.“
Bildquellen
- Trimmen der ersten Ernte: Matías Alfonso Zúñiga Fernández